Beschreibung
A golden, faceless young man stands bound and nearly naked on a fractured path winding through a toxic, abyss-ridden infernal landscape. His body is nude except for a tight pair of underwear; shackles on his neck, wrists, and ankles anchor a visually translated shame deep into the rocky ground.
The composition addresses a tension between desire and threat, internal doubt and external judgment. Cyclopean, phallic morel-like growths serve as dual projections: on the one hand, manifestations of alien sexuality; on the other, reflections of the self. The overdimensioned phallus is staged as a symbol of power, desire, and exclusion—idolatrously glorified and at the same time a source of deep-seated insecurity within masculine sexuality.
Verurteilung / Condemnation explores the fear of being exposed to a public gaze that reduces queer-coded individuals to nothing but sexuality. Disembodied pointing fingers illustrate social mechanisms of attribution, expectation, and control. The hovering, omnipresent eyes signal a state of continuous visibility—driven by lust, judgment, and surveillance.
Self-perception is equally at stake: one’s own desire, one’s own flesh, one’s own genitals. What do sexuality and bodily image become in the mirror of others? The bondage becomes a metaphor for internalized structures of violence—a dislocated relationship to a body claimed both by heteronormative society and by a phallocentric, hypersexualized gay culture.
The work renders visible an experience of lostness—an existential vulnerability in a world devoid of safe space. It foregrounds loneliness, projection, social severity, and the fragile possibility of standing tall in the midst of accusation.
Verurteilung / Condemnation is not an expression of personal weakness, but a precise visual analysis of structural power relations—between norm and deviation, self-image and external perception.
The work forms part of a triptych alongside Verbindung / Connection and Verbreitung / Contagion—three conditions within the tension field of proximity and distance, identity and dissolution, self-protection and contact.
DEUTSCH:
Ein goldener, gesichtsloser, junger Mann steht gefesselt und nahezu entblößt auf einem brüchigen Weg, der sich durch eine toxische, von Abgründen durchzogene Höllenlandschaft windet. Der Körper ist bis auf eine Unterhose nackt; die Fesseln an Hals, Händen und Füßen verankern eine visuell übersetzte Scham im felsigen Boden.
Die Komposition thematisiert ein Spannungsfeld aus Begehren und Bedrohung, innerem Zweifel und äußerer Verurteilung. Zyklopische, phallisch anmutende Morchelgewächse fungieren dabei als doppelte Projektionsflächen: Sie visualisieren einerseits fremde Sexualität, andererseits die Wahrnehmung des eigenen Körpers. Der überdimensionierte Phallus wird als Symbol für Macht, Begehren und Ausschluss inszeniert – abgöttisch überhöht und zugleich Quelle tiefsitzender Unsicherheit innerhalb maskuliner Sexualität.
Verurteilung / Condemnation untersucht die Angst, einer Öffentlichkeit ausgesetzt zu sein, die queer gelesene Personen auf ihre Sexualität reduziert. Körperlose, zeigende Finger veranschaulichen Mechanismen von Zuschreibung, Erwartung und Kontrolle. Die schwebenden, allgegenwärtigen Augen verdeutlichen eine Form permanenter Sichtbarkeit, gespeist aus Lust, Bewertung und sozialer Überwachung.
Auch die Selbstwahrnehmung wird verhandelt: das eigene Begehren, das eigene Fleisch, das eigene Genital. Was konstituieren Sexualität und Körperbild im Spiegel der Anderen? Die Fesselung dient als Metapher für internalisierte Gewaltverhältnisse – für ein entfremdetes Verhältnis zu einem Körper, der durch heteronormative Gesellschaftsstrukturen ebenso beansprucht wird wie durch eine phallozentrierte, übersexualisierte Schwulenkultur.
Das Werk macht eine Erfahrung der Verlorenheit sichtbar – ein existenzielles Ausgeliefertsein in einer Welt ohne verlässlichen Schutzraum. Es rückt Einsamkeit, Projektion, soziale Härte und die fragile Möglichkeit von Selbstbehauptung ins Zentrum der Darstellung.
Verurteilung / Condemnation versteht sich nicht als Ausdruck individueller Schwäche, sondern als präzise visuelle Analyse struktureller Machtverhältnisse – zwischen Norm und Abweichung, Selbstbild und Fremdwahrnehmung.
Die Arbeit bildet zusammen mit Verbindung / Connection und Verbreitung / Contagion ein Triptychon – drei Zustände im Spannungsfeld zwischen Nähe und Distanz, Identität und Auflösung, Selbstschutz und Kontakt.



